Ba Jin, der große alte Mann der chinesischen Gegenwartsliteratur, hat
mit der Niederschrift seiner Gedanken unter der Zeit die Gattung der
"punktuellen Autobiographie" begründet. Das ist für China etwas ganz
Erstaunliches. Eine persönliche, von eigener politischer und
Lebenserfahrung geprägte, bewußt subjektive Schreibweise: hier lockern
sich tradierte literarische Formen, hier werden neue gesellschaftliche
Freiräume (im China nach der Kulturrevolution) sichtbar.
In seinen Erinnerungen und Moment-Auf-nahmen der laufenden Ereignisse, die seit 1979 zunächst in einer Hongkonger Zeitung und dann in Form einzelner Essaybände erschienen sind und weiter erscheinen, mahnt Ba Jin Chinas Intellektuelle, sich ihre moralische Integrität zu bewahren - oder sie wiederzugewinnen. Er ist der einzige aus der "Großvater"- Generation, der von den jüngeren Autoren wegen seiner kompromißlosen Offenheit und Unerschrockenheit akzeptiert, ja verehrt wird. Wofür er plädiert, klingt einfach und ist doch das Schwerste in der heutigen chinesischen Gesellschaft ....